Montag, 9. Dezember 2013

Pretotyping bei den Innovations-Experten Neckar-Alb

Dr. Engelhardt (IHK Reutlingen)
Letzten Freitag, das war der 6.12.2013, war ich von den Innovations-Experten Neckar-Alb eingeladen, einen Vortrag zum Thema Pretotyping zu halten. Die Aussteller und die anschließenden Gespräche waren sehr interessant. Die Kommentare gingen von: "Von Pretotyping habe ich noch nie gehört." bis zu "Ja, genauso ist es, das sind auch meine Erfahrungen."  Sehr interessant fand ich, dass ich auch hier wie schon bei anderen Gelegenheiten auf Firmen traf, die Pretotyping-Techniken einsetzen, ohne es so zu nennen.

So gab es z.B. die Firma BEMOTEC GmbH, die eine Produktneuheit, und zwar den ersten "Rollator mit elektrischem Antrieb", auf einer einschlägigen Messe als Muster vorstellte und etliche Vorbestellungen entgegen nehmen konnte, wie mir der Referent der Geschäftsleitung Peter Herrmann sagte. Auch das ist eine sehr gute Methode, um von Meinungen zu Daten zu gelangen und somit bessere Handlungsgrundlagen für die zukünftige Serienproduktion zu erhalten.

Ralf Allrutz über den Pretotypen-Effekt
Bei meiner eingebauten "Übung" mit dem Hundebier kam die offensichtlich nicht ganz ernst gemeinte Frage, ob es sich dabei um Bier aus Hunden oder um Bier für Hunde handeln würde. Wir haben uns auf Bier für Hunde geeinigt und eine Kombination der zwei Methoden "Um-Etikettieren" und "One-Night-Stand" zum Pretotyping ausgesucht.

Insgesamt war das ein sehr gelungene Veranstaltung, auf der die Teilnehmer neue und interessante Kontakte in die lokale innovative Industrie knüpfen konnten. Aber es waren auch drei Hochschulen vertreten, die Universität Tübingen, die Hochschule Reutlingen und die Hochschule Albstadt-Sigmaringen, um ihr Innovationspotenzial und ihre Forschungsaktivitäten bekannt zu machen.


Freitag, 29. November 2013

Pretotyp statt Prototyp – von Anfang an den Nutzen im Blick

Die IHK Reutlingen lädt am Freitag, 06.12.2013 von 09:00 bis 12:00 Uhr ein zu den Innovationsexperten Neckar-Alb. Ich werde dort den Impulsvortrag halten: "Pretotyp statt Prototyp – von Anfang an den Nutzen im Blick" und freue mich schon auf die Gespräche und Diskussionen zu diesem Thema. Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit über "Pretotyping". Die Veranstaltung ist für die Teilnehmer übrigens kostenfrei. Weitere Informationen und zur Anmeldung geht es hier entlang, zu den Innovationsexperten Neckar-Alb.

Mittwoch, 23. Oktober 2013

Was sind Ideen wert? Und was hat das mit Pretotyping zu tun?

Neulich bin ich auf diesen Blog-Beitrag von Derek Sivers gestoßen, in dem Derek die Meinung vertritt, dass Ideen an sich nicht wirklich etwas wert sind, sondern nur Multiplikatoren für die Ausführung sind.

Dabei klassifiziert er die Ideen folgendermaßen:

Schlechte Idee = -1
Schwache Idee = 1
Geht-So Idee = 5
Gute Idee = 10
Sehr gute Idee = 15
Glänzende Idee = 20

Die Ausführung bewertet er mit Geldbeträgen:

Keine Ausführung = $1
Schwache Ausführung = $1000
Geht-So-Ausführung = $10,000
Gute Ausführung = $100,000
Sehr gute Ausführung = $1,000,000
Glänzende Ausführung = $10,000,000

Er meint: "Um Geschäft zu machen, multipliziere beides."

Die glänzende Idee, ohne Ausführung, ist gerade mal $20 wert.
Die glänzende Idee braucht glänzende Ausführung, um $200.000.000 wert zu sein.

Deswegen wolle er nichts von den Ideen der Leute hören. Er sei nicht interessiert, bevor er nicht ihre Ausführung sieht.

Was hat dies mit Pretotyping zu tun? Ich meine, sehr viel. Denn wenn wir unterstellen, dass die meisten Innovatoren, also die Gründer und Entrepreneure, aber auch die Produktentwickler in bereits etablierten Firmen, mindestens "Gute Ausführung" leisten, dann kostet es einfach viel Geld (und auch Zeit), wenn diese gute Ausführung auf "Schlechte" bis "Geht-So"-Ideen angewendet wird. Wie soll man es den Ideen denn auch ansehen, in welche Klasse sie gehören? Abstrakte Ideen treffen auf subjektive Meinungen. Da kann Pretotyping helfen. Durch Pretotyping sollte mit vergleichsweise sparsamen Einsatz von Ressourcen in möglichst kurzer Zeit herausgefunden werden, in welche "Klasse" eine Idee gehört. Damit "spart" man sich die teure "Glänzende Ausführung" in der Anwendung auf eine Idee, die das nicht verdient hat. Denn eine noch so gute Ausführung macht eine "schlechte Idee" nicht besser.


Image credit: solarseven / 123RF Stock Foto

Dienstag, 18. Juni 2013

Was geschieht mit den Preisträgern?

Der Hightech Award CyberOne
Am Donnerstag abend, 13.6.2013, wurden in Ludwigsburg die Preise des diesjährigen bwcon Hightech Award CyberOne vergeben. Der erste Preis in der Kategorie Start-Up ging an die Notion Systems GmbH aus Schwetzingen mit ihrem präzisen Hightech-Drucker. Den ersten Preis in der Kategorie Wachstum erhielt  die Pinion GmbH aus Denkendorf mit einem an das Automobil angelehnten Fahrradgetriebe für sportliches Fahren. Ausführlich nachzulesen bei bwcon. Im Rahmenprogramm stellte sich die Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg mit sehr interessanten Beiträgen und Einsichten vor.

Hervorheben möchte ich den Vortrag von Ralf Mulflur und Dr. Frieder Lösel, die als Preistträger des Jahres 2003 mit ihrer Firma "20/10 PERFECT VISION AG" in einem gemeinsamen kurzweiligen und interessanten Vortrag ihre Lessons Learned aus 10 Jahren Firmengeschichte bis zum erfolgreichen Exit vorstellten.

Ich finde, genau das sind die interessanten Geschichten. Jeder der Preisträger antwortete auf die Frage, was der Preis für ihn bedeuten würde, dass der Preis auch eine Bestätigung der eigenen Idee sei. Ich frage mich dabei, wo aber findet die "wahre" Bestätigung statt? Bei aller Wertschätzung, die die Preise ausdrücken, letztlich ist doch der Erfolg am Markt entscheidend. Deswegen interessieren mich die Geschichten der Preisträger nach ein paar Jahren. Was wurde aus der Idee, aus der Firma, aus den Leuten hinter der Idee, wenn der Rummel um den Preis abgeebbt ist? Und was können wir daraus lernen? Ich vermute stark, dass das Gesetz des Fehlschlags auf vor den Preisträgern nicht Halt macht. Das wäre mir mal eine Untersuchung wert ...

Freitag, 31. Mai 2013

Kann man alles pretotypen?

Pretotyp des Palm Pilot
Image Courtesy of
Computer History Museum
http://www.computerhistory.org
In einigen meiner bisherigen Gespräche mit Innovatoren, Entrepreneuren und anderen Interessierten kam die Frage auf, ob man wirklich alles pretotypen könne. Meist stellt sich dann heraus, dass eigentlich mit dieser Frage gemeint war, ob man deren spezielle Idee ebenfalls pretotypen kann.
Ich halte die allgemeine Frage für eher akademisch, und man kann sicher trefflich über sie diskutieren. Worum geht es aber letztlich? Es geht doch meist um eine oder mehrere spezielle Ideen, für die man sich überlegen kann, wie die anstehenden Businessfragen und gemachten Annahmen so schnell, so billig und so einfach wie möglich getesten werden können -- und nicht, wie man die gesamte Idee oder praktisch alles testen kann. Selbst für die Idee, den Mars zu besiedeln, könnten wir Pretotypen kreieren, um herauszufinden, wieviele Menschen sich dafür anmelden würden. Oder auch, wie im Buch "Pretotypen Sie Es!" ausführlich als "Pinocchio" beschrieben, für den Palm Pilot, dessen Pretotyp wir links im Bild sehen.

Ich hatte vereinzelt auch den Eindruck, dass der eine oder andere gar nicht wirklich wissen will, wie seine Idee ankommt. Er will es einfach durchziehen. Auch das ist natürlich völlig in Ordnung und legitim. Wenn es sein Anliegen ist, seine Idee zu verwirklichen, dann soll er das auf jeden Fall tun und ich würde ihn auch bestärken in seinem Vorhaben. Er muss glücklich sein mit dem, was er tut, das ist ein wesentlicher Aspekt. Er sollte jedoch nicht überrascht oder verärgert sein, wenn seine Erwartungen hinsichtlich des Markterfolges nicht erfüllt werden.

Wie auch im Buch beschrieben, haben wir Pretotypen nicht erfunden. +Alberto Savoia hat nur einem Schritt im Entwicklungsprozess einen Namen gegeben. Ein Schritt, den manche Leute (sehr wenige) auf natürliche Weise bereits tun, ohne einen Namen dafür zu haben, und den andere Leute (viel zu viel) auslassen.

Der Clou beim Pretotypen, und auch, dass wir ein spezielles Wort dafür verwenden, ist es, die Leute zu ermuntern, sich ständig zu fragen: gibt es eine schnellere, billigere, einfachere, Möglichkeit, eine oder mehrere unserer Annahmen zu überprüfen. Fragen Sie so lange, bis Sie etwas gefunden haben, was mindestens eine Ihrer Businessfragen beantwortet und Ihnen kein weiterer schnellerer, billigerer, einfacherer Weg zum Testen einfällt.

Montag, 27. Mai 2013

Was ist der Unterschied zwischen PrEtotypen und PrOtotypen?

Die Frage, was denn der Unterschied sei zwischen einem Pretotyp und einem Prototyp, tauchte nun wiederholt auf, Danke auch an +Otto Buchegger für seine Anmerkung zu diesem Thema. Hier eine Folie aus meinem Vortrag dazu:

Der Unterschied liegt i.W. darin, dass es bei einem Prototypen eher darum geht, festzustellen, ob und wie ich es hinkriege und dafür idR bereits viel Zeit und Geld investiere, während es beim Pretotypen eher darum geht, herauszufinden, ob es überhaupt die richtige Idee ist.. Und zwar, in dem wir aus den Ideen und Meinungen belastbare reale Daten machen. Das Pretotypen macht die Idee zwar nicht besser, aber im Idealfall merkt man dadurch viel früher, ob man mit ihr weitermachen soll oder nicht. Letztlich erhalten wir also dieselben Fehlschläge, nur viel früher. Und können damit Energie, Geld, Zeit, usw. früher der nächsten Idee zuwenden.

Dies bedeutet, dass mit pretotypen innerhalb eines Jahres erheblich mehr Ideen getestet werden können. Das Gesetz des Fehlschlages zugrunde gelegt (vergl. meinen Vortrag), lassen sich pro Zeitraum  also deutlich mehr richtige Ideen finden. Wenn wir annehmen, dass sich mit pretotypen vier Mal mehr Ideen überprüfen lassen, sollten sich im gleichen Zeitraum auch erfolgreiche Ideen um den Faktor vier mehr auftun.

In der oberen Hälfte des Bildes sehen wir den Fall "Ohne Pretotypen": eine gewisse Anzahl von Ideen, die wir auf herkömmliche Art entwickeln und schließlich am Markt testen, das sind die 80% langsamen Fehlschläge mit den 20% Erfolgen.
Im unteren Diagramm nutzen wir "Pretotypen", dadurch erhalten wir schnellere Rückmeldung und können mehr Ideen testen. Für das Diagramm habe ich nur einen Faktor vier angenommen. Damit sollten wir automatisch die Anzahl der Erfolge im selben Zeitraum wie oben auch um den Faktor vier steigern. Klar, Ideen müssen dafür vorhanden sein.

Danke an +Veikko Wünsche für seine konstruktiven Vorschläge zum Text. Danke an +Joerg Beyer für seinen Hinweis zur Grafik "Der Pretotypen-Effekt".

Samstag, 25. Mai 2013

Vortrag auf dem Open IT Summit 2013

Es gab noch einige interessante Diskussionen nach meinem Vortrag letzte Woche auf dem Open IT Summit 2013, der Schwesterveranstaltung zum Linuxtag, in Berlin.Einige zogen sofort die Parallele zu Eric Ries und Lean Startup. Dass MVP (Minimum Viable Product) eines von mehreren Möglichkeiten ist, schnell fehlzuschlagen, leuchtete vielen ein. Was auch gut ankam, dass Pretotypen nicht nur für Startups geeignet ist, sondern auch in etablierten Firmen bei der Weiterentwicklung bestehender Produkte oder der Entwicklung neuer Produkte oder Dienstleistungen helfen kann, schneller und billiger die Spreu vom Weizen zu trennen.

Schauen Sie sich hier den Vortrag an oder laden Sie ihn herunter.




Sonntag, 19. Mai 2013

Pretotypen auf dem Open IT Summit in Berlin

Vom 22. bis 25. Mai, finden in Berlin der Linuxtag 2013 und der 1. Open IT Summit statt. Auf dem Open IT Summit werde ich am Mittwoch, 22.5., um 13:00h, dazu auffordern: Pretotypen Sie Es!.

Freitag, 17. Mai 2013

Von Meinungen zu Daten kommen

Beim Gespräch über Pretotypen erzählte mir gestern abend ein Freund noch die folgende Geschichte, die ich sehr passend fand zur Frage, wie man von Meinungen zu echten Daten kommen kann:

Ein Hersteller von modischen Halstüchern hatte für die nächste Kollektion viele Entwürfe gemacht. Bevor er nun seine Auswahl für die Produktion selbst trifft und damit das Risiko eingeht, dass er am Geschmack seiner Kundinnen vorbeitrifft, kam er auf die Idee, eine möglichst repräsentative Auswahl seiner Kundinnen einzuladen und diese die Auswahl treffen zu lassen. Diese Fokusgruppe wählte also unter den Entwürfen für die nächste Kollektion und mit diesem Ergebnis warf der Halstuchhersteller die Produktion an. Die Enttäuschung war groß, als die Verkaufszahlen weit hinter den Erwartungen zurück blieben. Ein kluger Kopf bei dem Halstuchhersteller kam nun auf die Idee, es beim nächsten Mal etwas anders zu machen. Er lud wieder eine repräsentative Auswahl von Kundinnen ein, diesmal sollten sie allerdings in Modemagazinen Werbeanzeigen des Unternehmens beurteilen. Dies taten die Damen auch sehr gewissenhaft. Als Belohnung für ihre Mühen sollten sie sich dann aus einer Auswahl von Halstüchern bedienen. Was tat das Unternehmen dann? Es ging mit denjenigen Halstüchern in die Produktion, die von den Damen mitgenommen wurden. Das Kluge an diesem Vorgehen war, aus Meinungen auf geschickte Weise und ohne nennenswerten Mehraufwand zu tatsächlichen Daten zu gelangen, nämlich zu einer Statistik über die tatsächlich nachgefragten Halstücher innerhalb der Test-Zielgruppe.

Dies ist eine sehr geschickte Art zu Pretotypen. Falls jemand für diese Vorgehensweise weitere Beispiele hat oder eine passende Bezeichnung findet, freue ich mich über Kommentare.

Mittwoch, 15. Mai 2013

Pretotypen Sie Es

Pretotypen Sie Es!

Wenn Sie diese Aufforderung befolgen, könnten Sie viel Zeit, Geld und Energie sparen, die Sie sonst mit dem falschen Es vergeuden würden. Stattdessen könnten Sie sich früher einer neuen Idee zuwenden, sie wiederum pretotypen, bis Sie schließlich das richtige Es gefunden haben, in das Sie dann wirklich Ihre Zeit, Ihr Geld und Ihre Energie investieren.